Titel: Auf und davon
Autor: David Arnold
Übersetzerin: Astrid Finke
Verlag: heyne>fliegt
Erscheinungsdatum: 24. August 2015
ISBN: 978-3-453-26983-5
Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag (384 Seiten)
Preis: 14,99€
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Leseprobe
Worum geht’s?
Mary Iris Malone, kurz Mim, ist 16 Jahre alt und momentan möchte sie nichts anderes als weg. Weg vom Zuhause, das eigentlich keines ist; weg von ihrem Vater und ihrer neuen Stiefmutter Kathy, die sie auf den Tod nicht leiden kann; einfach weg von allem. Das Ziel steht auch schon fest. 1500 km weit soll es gehen, zu ihrer Mutter, die vor drei Wochen aufgehört hat sie anzurufen und ihre Briefe zu beantworten. Mim hat Kathy gehört und das was sie gehört hat, hat sie zutiefst beunruhigt. Ist ihre Mutter krank?
Mary macht sich auf den Weg nach Cleveland. Das Busticket ist schnell von Kathys Erspartem gekauft und der Weg ist doch eigentlich gar nicht so weit, oder? Auf ihrer Reise macht Mim einige unvergessliche Bekanntschaften. Arlene, ihre Sitznachbarin und die großartigste, ältere Frau, die sie bisher kennenlernen durfte. Den unheimlichen Ponchomann, der nichts Gutes im Sinn zu haben scheint. Den sehr attraktiven Beck von Sitz 17C und Walt – der wunderbarste und tollste Mensch, ever.
Ein tragischer Unfall verändert von Jetzt auf Gleich alles und es wird Zeit, dass Mim sich den wirklich entscheidenden Fragen ihres Lebens stellt.
Meine Meinung zum Buch
Ich bin eine Sammlung von Merkwürdigkeiten, ein Zirkus von Neuronen und Elektronen. Mein Herz ist der Direktor, meine Seele die Trapezkünstlerin, und die Welt ist mein Publikum. Das klingt seltsam, weil es das ist, weil ich seltsam bin. (Seite 47)
“Ich bin Mary Iris Malone, und mit mir stimmt etwas nicht.” So fängt dieses Buch an. Mit einem Satz, der sich, trotz seiner Einfachheit, in mein Hirn gebrannt hat. Diverse Male ist er mir in den unmöglichsten Situationen, z.B. auf der Toilette oder auf der Arbeit in den Kopf geschossen.
Wie häufig versucht die Gesellschaft und auch unser Umfeld uns zu erzählen, dass wir nicht normal sind, dass mit uns etwas nicht stimmt? Sind wir nicht normal, weil wir mehr Nachdenken als die Mehrheit? Sind wir anders, weil unsere Phantasie noch nicht so eingerostet oder von den Massenmedien geprägt ist und wir dadurch häufiger in unsere kleine eigene Welt entfliehen?
Mim wurde von Kindesbeinen an zu Verstehen gegeben, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Ihr Vater schleppte sie zu mehreren Psychologen und sie bekam sogar Medikamente verschrieben.
“Auf und davon” ist ein intelligenter, mitreißender und leicht zynischer Coming of Age-Roman, der sich mit recht schweren Themen beschäftigt, so z.B. psychische Erkrankungen, Scheidung und auch Vergewaltigung. Einfach so weglesen konnte ich das Buch nicht. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, bin ich eher mit der Erwartung herangegangen, dass ich es recht schnell durchgelesen haben werde. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber nicht mit der Tiefe des Buches gerechnet.
Mein Einstieg gestaltete sich daher zunächst etwas holprig und auch langsam, bis ich mich der veränderten Situation angepasst hatte. Zu Beginn dachte ich auch, dass das Buch eher Mittelmaß wird, doch dann hat es mich richtig überrascht und vollends gefangen genommen.
Mim ist ein sehr facettenreicher und außergewöhnlicher Charakter, der mir von Anhieb an gefallen hat. Ich bin ein großer Fan von intelligenten, sarkastischen und leicht zynischen Protagonistinnen mit einer guten Portion Humor.
Auch die anderen Charaktere hat David Arnold in seinem Debutroman hervorragend herausgearbeitet. Jeden auf seine eigene Art und Weise. Entweder habe ich die Charaktere in mein Herz geschlossen oder sie zusammen mit Mim verabscheut.
Zu Beginn fast jeden Kapitels schreibt Mim einer gewissen Isabel Briefe bzw. sie führt Tagebuch und adressiert ihre Einträge an diese Isabel. Diese Person stellt den Leser im Laufe des Buch noch vor einige Rätsel und steigert so die Neugierde darauf endlich zu erfahren, wer Isabel ist.
David Arnold hat in seinem Buch auch diverse Wortneuschöpfungen kreiert, die mich nicht nur ein Mal zum Schmunzeln gebracht haben. Da ich selber ein Mensch bin, der gerne Neologismen verwendet, war ich vollauf begeistert von seinen Kreationen.
Sein Stil ist mitreißend und temporeich. Genau richtig für einen Road-Trip-Roman. Er hält an wichtigen Stellen aber immer wieder inne, so dass sich der Leser mit der angesprochenen Thematik auseinandersetzen kann.
Fazit
Mit “Auf und davon” ist David Arnold ein außergewöhnlicher Debütroman gelungen. Etwas schwerer als der übliche Road-Trip-Roman, dafür aber mit wunderbaren Charakteren, bei denen ich froh bin, sie kennengelernt haben zu dürfen.
Von mir gibt es daher 5 von 5 Sternen und damit eine klare Leseempfehlung.