Titel: In die Finsternis
AutorIn: Scott McLeary
Verlag: epubli GmbH
Erscheinungsdatum: 31. Mai 2015
ISBN: 978-3737542388
Format: eBook (348 Seiten)
Preis: 2,99€
Worum geht’s?
Als die Anomalie am Himmel erschien, ahnten die Gambrianer nicht, dass viele von ihnen dem Tod geweiht waren. Aus welcher Welt die Bestie stammte, vermochte niemand zu sagen, doch sobald sie ihren Fuß auf die Planetenoberfläche gesetzt hatte, begann das Sterben. Die Streitkräfte Gambrias erlitten schwerste Verluste, und letztendlich mussten sie erkennen, dass sie niemals zuvor einem Feind wie diesem gegenübergestanden hatten. Erst als die gesamte gambrianische Zivilisation am Rande der Auslöschung stand, gelang es in einer verzweifelten Operation, die Bestie gefangen zu nehmen. Jahrmillionen später – auf der Erde tobt der Erste Weltkrieg – wird eine französische Spezialeinheit in Marsch gesetzt, um das Geheimnis einer deutschen Ausgrabung zu ergründen. Wonach haben die Deutschen gesucht, und warum sind sie so plötzlich verschwunden? (Quelle)
Meine Meinung zum Buch
Scott McLeary ist über rezi-suche.de auf uns aufmerksam geworden und hat gefragt, ob wir nicht Lust hätten, zu seinem Werk “In die Finsternis” eine Rezension zu schreiben. Da Miriam zu dem Zeitpunkt gefühlt schon zu viele Bücher auf dem SUB liegen hatte (was eigentlich immer der Fall ist) und das Thema des Buches mehr zu mir zu passen schien, habe ich es mir gleich gegriffen. Und siehe da: Was für eine interessante Geschichte! Ich liebe Genre-Mixes! Als Beispiele wären da zu nennen: Der dunkle Turm von Stephen King (Western/Horror/Thriller/Romance/Roadtrip/SciFi/Fantasy), die Anime-Serie Cowboy Bebop (Western/SciFi) oder auch die TV-Serie FireFly (Western, SciFi). Hm… hier ist klar ein Muster erkennbar. Und so viel sei gesagt: Einen Western findet man in Scott McLeary’s “In die Finsternis” nicht. Dafür aber eine Menge Zeitsprünge. Und an dieser Stelle möchte ich auch direkt meine erste Kritik äußern:
Zeitsprünge sind cool. Ich steh’ da voll drauf. Aber wenn sie zu verwirren beginnen, dann ist es nur noch ein schmaler Grad zwischen Weiterlesen und Weglegen. Und das kann bei mir – im Gegensatz zu Miriam – schon mal passieren. In diesem Buch war der Grad wirklich schmal. Die Zeitlinie springt im Wesentlichen zwischen einer tiefen Vergangenheit der Erde und der gegenwärtigen Handlung – in diesem Fall während der erste Weltkrieg tobt. Innerhalb dieser Linien wird aber z.T. heftig weitergesprungen und dabei auch ineinander verschachtelt. Für ein so überschaubares Buch mit seinen ca. 350 Seiten ist das aus meiner Sicht zu viel. Die Geschichte ist dafür aber faszinierend. Die Idee, dass es vor Jahrmillionen bereits eine fortschrittliche Zivilisation gab, deren Hinterlassenschaften Auswirkungen auf unsere Zeit haben, ist genial. Nicht neu (ich meine z.B. dass sogar Dean R. Koontz sich dieses Themas bedient hat), aber nichts desto trotz spannend! Noch interessanter sind dabei die Zusammenhänge, die sich erst im Laufe des Buches nach und nach offenbaren.
Mir ist dabei aufgefallen, dass das Buch sich neben dem SciFi-Einschlag phasenweise stark in plastischen Beschreibungen recht brutaler Kriegsszenen zu verlieren droht. Interessanterweise empfand ich beim Lesen gerade diese Szenen als authentisch und mein Lesetempo nahm dabei jedes Mal zu. Ohne mit blumigen Adjektiven zu übertreiben, reißt McLeary einen hier mitten in das Geschehen. Leider gelingt es ihm dabei aber nicht vollendst, die Charaktere auf eine Art zu entwickeln, dass man beginnt, ernsthaft mit ihnen zu leiden. Das mag aber auch daran liegen, dass um die Kriegsszenen herum der SciFi-Anteil aus meiner Sicht zu hohl wirkt. Da fehlt wirklich Inhalt. Die Entwicklung ist mir zu naiv, zu leicht, zu schnell. Die Erklärungen zu platt und in Teilen vollkommen unglaubwürdig. Die Entwicklung steht dabei im völligen Kontrast zu den Schilderungen der Kampfhandlungen.
Nichtsdestotrotz konnte ich den Lesefluss aufrecht erhalten und das Buch in insgesamt gerade mal zwei Tagen durchlesen (was für mich schon ein enormes Tempo ist). Das Ende hat mich wiederum gepackt und ich scheue mich nicht, zuzugeben, dass die Szenen zum Ende des Buches hin mir ein wenig die Augen haben feucht werden lassen. Das hat mich überrascht und zugleich gezeigt, dass Scott McLeary ein Autor ist, den man im Auge behalten sollte. Ich spüre hier viel Potential und würde mich freuen, auch von anderen zu hören, was sie von diesem Buch halten.
Fazit
Drei Sterne wären mir zu wenig, denn in Summe hat mir das Buch viel Spaß gemacht und die Idee und gerade das Setting mitten im ersten Weltkrieg fand ich außergewöhnlich. Leider reicht es aufgrund der oft eher oberflächlichen und z.T. naiven Handlungsstränge nicht ganz für die vier Sterne, weshalb ich guten Gewissens dreieinhalb vergebe.
Was ich dem Autor noch sagen wollte
Es gibt eine SciFi Saga aus Deutschland, die sich auch oft Naivität verwerfen lassen muss: Perry Rhodan. Der Grund dafür, dass der Stil hier eher akzeptiert wird, ist einfach: Zum einen wurden die ersten Romane in den 60’ern des letzten Jahrhunderts geschrieben (da gab es noch keine Kings, Schätzings oder Grishams) und zum anderen gehört es zum Konzept der Serie. “In die Finsternis” (ist übrigens jemandem aufgefallen, dass die englische Übersetzung des Titels verblüffend einem aktuellen Startrek-Titel ähnelt?) sucht seine Identität allerdings in einer komplexen Verstrickung verschiedener Zeitlinien und detailliert ausgearbeiteter Kampfhandlungen, umklammert mit einer spannenden Science Fiction Rahmenhandlung. Es hätte dem Buch aus meiner Sicht gut getan, letzterem mehr Authentizität zu verleihen.