Nachdem klar war, dass Miriam und ich zur Buchmesse nach Leipzig fahren würden und das Wochenende langsam ante portas stand, schaute ich mich um, wer denn evtl. auch dort sein würde, den zufällig ICH kenne. Das sind nämlich gar nicht so viele. Meine Frau ist es, die eigentlich jeden zu kennen scheint. Dafür aber stellte ich fest, dass Karl Olsberg da sein würde, um Papego vorzustellen. Und damit wird die Sache so richtig interessant! Karl hat in Künstlicher Intelligenz promoviert, ist ein erfolgreicher Autor, hat lange Zeit als Unternehmensberater gearbeitet und ist derzeit viel auf Konferenzen als Speaker unterwegs oder stellt – so wie gerade hier in Leipzig – seine App vor, die er als Unternehmensgründer zu etablieren versucht. Kein Wunder, dass ich die Chance genutzt habe, um mit Karl ein paar Worte (mehr) zu wechseln!
Hintergrund dazu ist aber auch, dass ich vor ein paar Tagen zufällig “Das System” von Karl Olsberg gelesen hatte. Mehr zu diesem fantastischen Zukunftsthriller könnt ihr in meiner Rezension dazu lesen. In dem Interview wollte ich mehr über das Buch erfahren und war überrascht, dass unser Gespräch eine interessante Wendung genommen hat. Seid gespannt!
Karl, Du hast in der Anwendung künstlicher Intelligenz promoviert und – wenn ich das richtig verstanden habe – auch eigene Erfahrungen als Geschäftsführer eines Software-Unternehmens. Parallelen zu “Das System” sind da kaum von der Hand zu weisen. Wie viel Karl Olsberg steckt im Protagonisten Mark Helius?
(Lacht) An Erfahrungen so einiges. Aber im Ernst: Grundsätzlich versuche ich in meinen Romanen nicht zu viel von mir selbst unterzubringen. Ich denke, dass das im Schreiben hemmt wenn der Protagonist dem Autor zu ähnlich ist. Dafür aber finden sich viele biographische Erfahrungen in dem Buch.
Hast Du ein Beispiel für mich?
Die Aufsichtsratssitzungen z.B. und was da so vor sich geht habe ich genau so in meiner Zeit als Unternehmensberater erlebt…
Das erklärt, warum besonders diese Passagen so authentisch wirken! Heute ist “Das System” beinahe zehn Jahre alt. Damals konnten viele Deiner Ideen als Science Fiction abgetan werden. Inzwischen haben wir Siri, Wolfram Alpha und “Die Cloud”. Wie denkst Du heutzutage über das Szenario?
In manchen Bereichen hat die Realität das Buch inzwischen eingeholt. Manches, was vor 10 Jahren noch Science Fiction war, gehört heute zum täglichen Umgang. Daher ist auch die Idee entstanden, das Buch quasi zu aktualisieren.
Nicht so schnell! Ich kann mich nicht ganz vom Thema der generischen Intelligenz lösen. Bevor wir über Dein neues Buch sprechen, interessiert es mich, wie Du heute über so ein Thema wie das einer generischen Intelligenz denkst.
Denken ist schon das richtige Stichwort. In Das System wird u.a. der Unterschied zwischen einer künstlichen und einer generischen Intelligenz beschrieben. Dabei wird z.B. über den Turing-Test gesprochen, von dem die meisten annehmen, er würde aufzeigen, ob ein System intelligent sei und denkt wie ein Mensch. Dazu muss man sich allerdings zunächst einmal darüber im klaren sein, dass der Begriff “denken” bereits sehr anthroposophisch ist und ein Turing Test weniger aufzeigt, ob der Befragte intelligent ist, als den vielmehr, wie intelligent der Fragende selbst ist. Und wie viel Wert hat so ein Test, wenn er höchstens aufdeckt, wie ähnlich die Gedanken einer Maschine denen eines Menschen sind? Jeder Außerirdische kann somit nur durch den Turing-Test fallen. Ich glaube, dass Maschinen einfach anders denken werden und wir werden es schlicht nicht verstehen können. Darin liegt das Problem.
Das klingt zumindest logisch. Du hast mich nun aber schon neugierig auf die – wie Du es genannt hast – Aktualisierung von “Das System” gemacht. Wie muss ich mir das vorstellen? Und wie kannst Du als Autor das ursprüngliche Buch einer “Verjüngungskur” unterziehen… also rein rechtlich?
Das funktioniert so: Nach 10 Jahren laufen hier die Lizenzen aus. Das heißt, ich kann mir als Autor überlegen, was ich mit dem Buch anfangen möchte. Ein Update wäre spannend gewesen. Ich habe viel mit dem Verlag darüber gesprochen: Das gleiche Thema, die gleichen Personen. Aber die Handlung sollte auf die jetzige Zeit aktualisiert werden. Der Verlag hat sich allerdings dagegen entschieden und gemeint: “Karl, Du musst ein neues Buch schreiben!”. Da habe ich natürlich erst einmal geschluckt. Aber letzten Endes habe ich es geschafft, in nur drei Monaten ein neues Buch zu schreiben. Mit neuen Charakteren und TOP aktueller Handlung. Das Buch wird “Mirror” heißen und vom Aufbau Verlag im Oktober veröffentlicht.
Du machst mich neugierig! Gibt es Cameo-Auftritte oder gehören Charaktere aus “Das System” zu den Figuren?
Nein. Ich habe zwar erst überlegt, Mark Helius im Prolog auftauchen zu lassen, dann aber beschlossen, dass das nicht zur Handlung passen würde. Eine Welt nach “Das System” hat einfach keinen Raum für die Handlung aus “Mirror”.
Ich bin auf jeden Fall schon ganz hibbelig und freue mich schon jetzt auf “Mirror”! Karl, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das eher spontane Interview genommen hast. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinen aktuellen Projekten und den Büchern und drücke Dir die Daumen, dass dann vielleicht “Mirror” verfilmt wird!
Ich sag’s mal so: Das Marketing des Aufbau Verlages ist von der Idee nicht abgeneigt. Erst einmal aber muss das Buch erfolgreich sein. Dir auf jeden Fall noch viel Spaß auf der Messe und natürlich mit meinen Büchern!
In der Tat hatte ich echtes Glück, da Karl eigentlich nicht als Autor auf der Buchmesse in Leipzig war, sondern im Bereich “Neuland 2.0” seine App Papego als eine der vielen neuen Technologien vorgestellt hat. Miriam warf mir schon drohende Blicke von der Seite zu, da ich Karl so in Beschlag genommen hatte. Geschadet hat es aber nicht: Am Samstag hat er für die App sogar einen Preis gewonnen! Wer übrigens mehr über das Thema künstliche Intelligenz wissen möchte, dem empfehle ich Karls Vortrag zu dem Thema, dessen Kurzform hier nachgelesen werden kann.