Mein Name ist Mary.
Mein Haar hat die Farbe von Milch.
Und dies ist meine Geschichte.
Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt. (Quelle)
Die liebe Nina vom Kunterbunten Bücherregal hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Nachdem sie es beendet hatte, hat sie mir wärmstens empfohlen es auch zu lesen, da es ein ganz besonderes Buch ist.
Und das ist es in der Tat, aus mehreren Gründen, aber dazu später mehr.
In diesem Buch gibt es einen Charakter, der wirklich, wirklich wichtig ist und das ist Mary – die Protagonistin. Mary ist eine ganz außergewöhnliche junge Frau und auch wenn ich im realen Leben nicht mit ihr zurecht kommen würde, fand ich sie als Buchcharakter einfach nur grandios.
Sie ist absolut nicht auf den Mund gefallen, sagt genau das was sie denkt, besitzt trotz fehlender Bildung eine gewisse Bauernschläue und kann sich durchaus behaupten.
Auch die anderen Charaktere sind meiner Meinung nach gut gelungen. Neben Mary mochte ich noch ihren Opa und die Ehefrau des Pfarrers ganz besonders. Ich mochte einige Charaktere auch gar nicht, aber das war genau so von der Autorin gedacht. Nell Leyshon ist es gelungen, dass fast alle Charaktere emotional zu mir durchgedrungen sind, was für mich ein ganz wichtiger Punkt beim Lesen ist.
Der Schreibstil ist in der Tat ganz besonders. Dies ist ein Aspekt, der dieses Buch so besonders macht.
Im Klappentext heißt es: “In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung […]”.
Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich euch sage, dass Mary das Buch schreibt und zwar so wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Im Text fehlen Kommas, es kommt zu vielen Wortwiederholungen, es ist insgesamt sehr einfach gehalten und entspricht der saloppen Art zu reden, wie es früher auf einem Bauernhof üblich war.
All diese Punkte würden mich sehr wahrscheinlich in einem anderen Buch stören und ich würde mich fragen, ob überhaupt ein Lektorat stattgefunden hat. Doch in “Die Farbe von Milch” ist die Art wie das Buch geschrieben ist fast noch wichtiger als der Inhalt selber. Er macht das Buch zu dem was es ist. Als Leser muss man sich also darauf einlassen können.
Das einzige, was ich ein wenig doof fand, war, dass ich eigentlich schon beim Lesen des Klappentextes wusste worauf das Ganze hinauslaufen wird.
Und obwohl ich grundsätzlich recht hatte, überraschte mich die Autorin doch noch mit dem Ende, das sie für ihr Buch gewählt hat.
Es ist ein Ende, auf das ich persönlich nicht häufig in Büchern stoße, denn es handelt sich nicht unbedingt um ein Happy End.
Auch wenn “Die Farbe von Milch” eigentlich nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Genres gehört, hat mich das Buch gleich von der ersten Seite abgeholt und erst lange nach dem Lesen wieder losgelassen.
Das Buch ist wirklich etwas Besonderes und wenn ihr in der Lage seid euch auf diese Besonderheiten einzustellen, werdet ihr ein paar sehr intensive Lesestunden haben.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Titel: Die Farbe von Milch
Autor: Nell Leyshon
Übersetzerin: Wibke Kuhn
Verlag: Eisele Verlag
Erscheinungsdatum: 22. September 2017
ISBN: 978-3961610006
Format: Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen (208 Seiten)
Preis: 18,00 Euro