Titel: Nachschlag
Autor: Siegfried Langer
Verlag: Ubooks-Verlag Dunkelkammer
Erscheinungsdatum: 25. November 2013
Format: Taschenbuch (252 Seiten)
ISBN: 978-3-9392339-55-0
Preis: 12,95 €
Worum geht es?
Der Zahnarzt Björn Tänzer freut sich auf seinen wohlverdienten Angelurlaub in Norwegen, als ihn ein dringender Anruf seiner Mutter erreicht. Sie ist in heller Aufruhr, denn Björns Bruder Ole ist spurlos verschwunden. Von der Polizei ist bislang nicht viel unternommen worden, und seine an den Rollstuhl gefesselte Mutter kann die Suche nach ihrem Sohn nicht alleine bewältigen. Deshalb wirft Björn seine Urlaubsplanung über Bord und macht sich im entfernten Berlin auf die Suche nach seinem Bruder.
Was ihn dort erwartet, hätte er sich nie zu träumen gewagt. Denn er muss mit Schrecken feststellen, dass sein Bruder ein Doppelleben zu führen scheint. Nach getaner Arbeit verbringt dieser nicht nur seine Zeit im Fitnessstudio, sondern ist aktiv in der abgründigen SM-Szene Berlins unterwegs. Süchtig nach dem ultimativen Kick, spielt Ole gerne mit dem Feuer und scheint dabei ziemlich unvorsichtig geworden zu sein.
Mit der Hilfe von Oles bestem Freund Ulli macht sich Björn auf die Suche nach seinem Bruder und taucht dadurch immer tiefer in die Abgründe dessen Psyche ein. Es kommt zu einem Wettlauf mit der Zeit, in dem es nur einen Gewinner geben kann.
Meine Meinung zum Buch:
Da ich bereits zwei von Siegfried Langers Büchern kenne und seine Art zu schreiben mag, wollte ich auch unbedingt “Nachschlag” lesen. Nachdem ich bereits einige Bücher aus diesem Genre gelesen habe, war ich gespannt, wie sich dieser Autor mit dem Thema Sadomasochismus auseinandergesetzt hat. Ich wurde nicht enttäuscht, sondern war positiv überrascht.
Das Cover des Buches ist ein Eyecatcher. Die dunkelrote, blutige Schrift und die schweren Eisenketten verheißen nichts Gutes, ebenso wenig der Untertitel “Ich bin Dein Herr und Mörder”.
Das Buch startet gleich mit einem extrem spannenden Prolog, bei dem es superschwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zulegen. Der am Anfang aufgebaute Spannungsbogen kann bis zum Ende gehalten werden. Der Autor schafft es schon auf den ersten Seiten, den Leser mit in eine andere Welt zu nehmen. Dies gelingt ihm aufgrund kurzer Kapitel und verschiedenen Erzählperspektiven. Die Anzahl seiner Protagonisten ist sehr überschaubar. Sehr sympathisch sind seine Protagonisten Björn und Ulli, dank ein paar kleinen charakterlichen Beschreibungen wuchsen sie mir als Leserin gleich ans Herz. Auch die Kommunikation mit der Polizei gefällt mir sehr gut, häufig werden die Beamten als schräge oder übellaunige Gesetzeshüter beschrieben.
Der Ausflug in die SM-Szene hat mich schon teilweise echt geschockt und erstaunt. Diese Passagen sind wirklich gut recherchiert und ausgearbeitet worden. So ein Doppelleben führen und sich vor Familie und Freunden verstecken zu müssen, stelle ich mir ziemlich anstrengend vor. Das mir vorliegende Rezensionsexemplar hat der Autor unter dem Pseudonym Ole Tänzer veröffentlicht, weil sein persönliches Umfeld ihm abgeraten hat, sich einem solchen Tabuthema zu widmen. Warum? Nur weil diese sexuellen Neigungen nicht in das perfekte Menschenbild passen? Ich persönlich kann diese Neigungen zwar nicht teilen, aber ich verurteile deshalb niemanden. Nur wenn Autoren sich auch solchen Themen widmen, gibt es vielleicht zukünftig mehr Leute, die bei dem Thema nicht mehr die Nase rümpfen, sondern ihm vielleicht mit etwas mehr Toleranz solchen Themen gegenübertreten.
Mein einziger Kritikpunkt ist das Finale des Buches. Das hätte gerne noch ein wenig länger ausgearbeitet werden können. Für mich bleiben am Ende noch zu viele Fragen offen.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Thriller mit ordentlich Tempo, viel Spannung und sehr sympathischen Protagonisten.
Fazit:
Auch das nun dritte gelesene Buch von Siegfried Langer bestätigt meine Meinung, dass egal, welchem Thema sich der Autor annimmt, er damit bisher immer genau meinen Geschmack trifft. Seine Themen sind stets gut recherchiert, wirklichkeitsnah und bildgewaltig erzählt. So auch in “Nachschlag”. Ich freue mich schon auf viele weitere Bücher aus seiner Feder und vergebe für dieses Buch 4,5 von 5 Sternen.