Lange habe ich mich dagegen gesträubt. Ich liebe meine UltraBase und ich bin der Meinung, dass AnyCubic da einen guten Job mit macht. Die Oberfläche ist genügsam in der Reinigung und die Haftung hat mir nie Probleme bereitet. Einzig die UltraBase-charakteristische Oberflächenstruktur auf der Druckbettseite von gedruckten Teilen hat mich zuweilen etwas gestört, wenn ich im Vergleich dazu die Ergebnisse anderer Drucker sah. Die waren meist entweder spiegelglatt oder leicht porös im Gefühl – wie pulverbeschichtet. Was bei letzterem daran liegen mag, dass sie auf pulverbeschichteten Platten drucken. 🙂
Warum also tauschen?
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Wie ich in vorangegangenen Posts bereits erläutert hatte, ergab sich nun allerdings ein Problem mit meinem Druckbett, das mich dazu veranlasst hat, es nach fast vier Jahren doch auszutauschen. Zuletzt hatte ich erst einmal auf externe MOSFETs umgerüstet und mich um das Kabelmanagement gekümmert; nun ist das Druckbett dran. Denn leider kam es zu kalten Lötstellen und Kabelbrüchen, was unschöne Fehlermeldungen zur Folge hatte. Im Moment brauche ich aber einen zuverlässigen Drucker…
Ich muss sagen: Das Thema ist für Laien nicht so leicht zu durchschauen – finde ich. Denn was Du brauchst, ist ja eine Platte, die sinnvollerweise genau auf Deinen Drucker passt. Ich habe bekanntermaßen einen AnyCubic i3 Mega und dessen UltraBase hat das Format 240x220mm. Das liegt daran, dass es links und rechts Klammern gibt, die die mikroporös beschichtete Glasplatte an der Heizmatte befestigen und diese horizontal ein wenig Platz wegnehmen. Darunter gibt es eine Trägerplatte mit vier Schraublöchern, auf denen das Heizbett aufgesetzt wird. Ein neues System muss also genau darauf passen.
Zugegeben: Ich hatte zuerst geschaut, ob es von AnyCubic einfach ein passendes Ersatzteil gibt. Gibt es zwar… grundsätzlich… ist aber ausverkauft und wird wohl auch nicht mehr hergestellt. Der Original-AnyCubic i3 Mega ist scheinbar zu alt.
Und dann geht es auch schon los: Was für ein Heiz-System soll es in Zukunft sein? Sollen die Kabel wie bei der UltraBase angelötet sein? Oder mit einem Stecker verbunden werden? Klassisch konservativ, oder eine Silikon-Heizmatte, die noch höhere Temperaturen für exotischere Materialien schafft? Ein System mit Klemmen, oder eins mit einer Magnetfolie? Gefräste Aluplatten oder Glas? Und was genau für eine Druckoberfläche hätten’s gern?
Ehrlich jetzt: Mich hat das überfordert. Die Auswahl ist zu groß und das Internet bietet zu viele Informationen, als das es mir leicht fallen würde – ohne zum Oberexperten zu werden – eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können. Das ist, wie wenn Du als Sechsjähriger vor dem Süßigkeiten-Regal eines Tante-Emma-Ladens stehst und nicht weißt, in was genau Du Dein begrenztes Taschengeld-Budget investieren sollst.
princore to the rescue
In solchen Situationen reagiere ich meist wie folgt: Gibt es einen Anbieter, der ein System im Shop hat, in dem einfach alles enthalten ist, aufeinander abgestimmt und für meinen Drucker vorkonfektioniert? Und die Antwort war schnell gefunden: Ja. Nämlich Philipp Hubert mit seinem kleinen Unternehmen princore.
Dort konnte ich einfach im Bereich der Druckbett-Systeme meinen Anycubic i3 Mega auswählen, angeben, dass ich mich für ein magnetisches System interessiere und schwubs:
Da fand sich unter anderem ein Komplettset bestehend aus einer 5mm Aluminium-Gussplatte mit Bohrungen, Senkungen und Fasen inkl. passender Schrauben und Muttern, eine passende Magnetfolie mit 3M Transferklebefolie, einer Silikonheizmatte inkl. gerätespezifischer Stecker und Wärmeisolierung und einer PRINPLATE FLEX PEI Rough. Dabei handelt es sich um eine PEI pulverbeschichtete Platte aus gehärtetem Federstahl. Die haftet entsprechend magnetisch und ist flexibel, so dass man sie nach dem Abkühlen leicht biegen und so die gedruckten Teile einfach lösen kann. Eine vollständige Beschreibung zu allen Komponenten gibt es hier. Auf das Thema “gerätespezifische Stecker” komme ich allerdings später noch mal zu sprechen…
Verpackung
Die Teile sind heute angekommen und bereits die Verpackung war überzeugend! In einem passenden, quadratischen Karton fanden sich neben ein wenig Verpackungsmaterial alle Teile ordentlich verstaut in einer Luftpolstertasche, wobei die Alu-Platte (wie es sich gehört) noch beidseitig eine Schutzfolie aufgetragen und zusätzlich einen Kantenschutz an allen vier Ecken angebracht hatte. Zwischen der Magnetfolie und der PEI Platte lag noch eine Schutzpappe. Auch die Verkabelung an der leuchtend orangenen Silikonheizmatte hinterlässt einen sehr wertigen Eindruck. Obwohl ich übrigens die Farbe Orange liebe, muss ich allerdings zugeben, dass mir die blutorange-rote Wärmeisolierung optisch nicht gefällt. Das ist aber Geschmackssache und später leicht mit einem Gewebeschlauch zu beheben. 🙂
Der wirklich einzige Wehrmutstropfen war für mich das Sensorkabel, da leider kein Dupont-Stecker aufgecrimpt ist. Dieser Hinweis fehlt m.M.n. in der Beschreibung. Denn wenn ich schon einen konkreten Drucker auswählen und mich für ein passendes Set entscheiden kann, dann würde ich davon ausgehen, dass es sich bei gerätespezifischen Steckern auch um Stecker handelt und nicht um einfache Kabelenden – ohne Stecker. Das gleiche gilt für die stromführenden Kabel. Während ich inzwischen allerdings über eine Crimpzange und Aderendhülsen verfüge und die stromführenden Kabel somit kein Problem darstellten, fehlte mir bis dato noch die Möglichkeit, Dupontstecker aufzucrimpen.
Aufgrund dessen, dass ich auch häufiger Mal mit Arduino Mikrocontrollern bastele, war mir das allerdings schon lange ein Dorn im Auge und nun für mich endlich die Gelegenheit, diese Lücke in meiner “Werkstatt” zu füllen.
Hier einmal eine kleine Bilderstrecke zu den Teilen:
Alle Teile sicher verpackt in einer Luftpolstertasche | Alu-Platte mit Kantenschutz + Silikonheizmatte | Aluminium-Gussplatte mit Schutzfolie |
Oberseite der Magnetfolie | Unterseite der Magnetfolie mit 3m Transferklebefolie | Oberseite der PEI pulverbeschichteten, gehärteten Federstahlplatte |
Unterseite der PRINPLATE | Oberseite der Silikonheizmatte | Unterseite der Heizmatte mit 3M Klebefolie |
Bohrung mit Senkung und Fasen an den Kanten | Passende Schrauben und Muttern | Ohne Stecker. |
Montage
Die Montage war simpel: Alle Schutzfolien abziehen, Schrauben versenken und mit Muttern festziehen, die Oberfläche der Alu-Platte mit etwas IPA reinigen, die Silikonheizmatte aufkleben, auf der anderen Seite die Magnetfolie aufbringen und dann die Platte auf dem Träger vom AnyCubic aufsetzen und festschrauben.
Wichtig: Dabei werden die Sprungfedern der Original-Platte verwendet! Auch wichtig: Beim Aufbringen der Magnetfolie sollte man darauf achten, dass keine Luftbläschen eingeschlossen werden. Philipp hat zu dem Thema ein Video auf YouTube, in dem Du übrigens auch sehen kannst, wie er die Alu-Platten damals schon aus seinem “Homeoffice” heraus selbst verarbeitet hat. Sehr cool!
Übrigens: In der Produktbeschreibung findet sich ein Link zu einem kostenfrei herunterladbaren Kantenschutz für das Federstahlblech.
Das Ergebnis gefiel mir schon mal richtig gut – bis auf das Thema mit der leuchtenden Wärmeisolierung. Da ließ sich aber wie schon angedeutet mit etwas Gewebeschlauch und zwei Stücken Schrumpfschlauch Abhilfe schaffen und schon war ich zufrieden:
Was mir ebenfalls notgedrungen auffiel: Die Kabel sind nicht passend auf die notwendigen Längen für den AnyCubic i3 Mega zugeschnitten, sondern – immerhin – deutlich zu lang (wie sagt der Friseur: Abschneiden geht immer). Da mir das System sehr gut gefällt und man ja nie weiß, was in Zukunft noch so kommt, habe ich mich dazu entschieden, die Kabel nicht zu kürzen und stattdessen den letzten Rest freien Stauraums im Gehäuse des Druckers genutzt, um dort den überschüssigen Rest unterzubringen.
Die beiden weißen Enden der stromführenden Kabel habe ich zuvor mit Aderendhülsen versehen und als nächstes kommt dann ein Dupontstecker auf die Sensorkabel.
Einschub
In einem etwas aktuellerem VLog von Philipp kannst Du Dir übrigens anschauen, wie er genau so ein System in seinem princore one verbaut. In einigen Einstellungen sieht man da auch die gleiche Silikonmatte. Interessant: Bevor er die Magnetfolie auf die Aluminium-Platte aufbringt, stanzt er Löcher passend zu den Positionen der Verschraubungen an den vier Kanten, um so später noch an die Schrauben herankommen zu können. Pfiffig – habe ich jetzt aber nicht so gemacht. 🙂 Und auch in diesem Video geht er nicht auf die Verkabelung näher ein; es schaut allerdings so aus, als hätte er die Sensorkabel direkt mit schon im Drucker angeschlossenen Kabeln verbunden.
Dupont Stecker Crimpen
Nach diversen anderen Werkzeugen, die in den letzten Wochen bei mir Einzug gehalten haben, kam nun auch eine Crimpzange für Dupontstecker dran. Wie üblich hast Du auch hier die Qual der Wahl und selbst an Rezensionen zu halten, ist dabei nicht immer der richtige Weg. Fünf Minuten, nachdem ich mir z.B. eine Zange im Set zusammen mit Steckern aller Art bestellt hatte, meinte ich Freund zu mir: “Viel Glück damit… ich hatte die auch mal und würde sie mir nicht wieder holen. Aber es gibt ja auch Leute, die damit angeblich zurecht gekommen sein sollen.”.
Hier findest Du übrigens das gute Stück (Amazon Link).
Und ehrlich gesagt hatte ich überhaupt kein Problem damit. Ich hatte mir zunächst zwei oder drei Videos auf YouTube zu dem Thema angeschaut und dann ein paar Trockenübungen mit übrigen Kabelresten gemacht – um so eine Idee davon zu bekommen, wie es gedacht ist und dann ein Gefühl dafür, wie es richtig funktioniert.
Und hier das Ergebnis:
Update: Z-Endstops neu justieren
Ein Thema, das auf der Shop-Seite nicht erwähnt wird – vermutlich aufgrund der Annahme, es sei sonnenklar – ist das der sog. Z-Endstops. Wenn Du Deine Nozzle in die “Home-” Position schickst, werden X-, Y- und Z-Achse auf den Nullpunkt des Koordinatensystems bewegt. In der Regel wird das vorne links sein (X/Y), direkt auf dem Druckbett (Z).
Hier ist das Problem:
Wegen des neuen Druckbetts stimmt die Z-Position für den Nullpunkt nicht mehr: Das Bett ist höher als die Original-Ultrabase. Grundsätzlich kannst Du das zwar mit bspw. automatischem Mesh Bed Leveling in den Griff bekommen (falls Du Deinen AnyCubic i3 Mega mit einem BL-Touch Sensor ausgestattet haben solltest), aber “Gut” geht anders. Auch über die Federn lässt sich das nicht wirklich gut korrigieren, da Du die Schraubgewinde schon fast überdrehen müsstest, um den Abstand zwischen der Düse und dem Bett zu korrigieren:
Um nun also dafür zu sorgen, dass die Nozzle nach dem Homing den richtigen Abstand zum Bett hat, machst Du folgendes: Nach dem Homing über das Display wird die Nozzle zunächst ein wenig nach oben bewegt, so dass sie über dem Bett schwebt. Dann senkst Du sie in 0.1’er Schritten so lange, bis sich z.B. ein Kassenzettel nur noch mit etwas Widerstand darunter bewegen lässt – wie beim Leveling also. Im Grunde ist es auch erst einmal genau das, was Du jetzt tust: Ein einfaches 4-Punkte Leveling vorne links, vorne rechts, hinten rechts, hinten links und Abschlusskontrolle vorne links.
Nun stellst Du die Z-Endstops ein:
Auf der linken Z-Achse findest Du die Schraube oben beim Motor. Sie schaut dort 1-2cm heraus. Unter dem Motorblock ragt sie raus und endet in einer Mutter. Der Abstand ist so eingestellt, dass diese Mutter auf den Z-Endstop-Schalter drückt, sobald die Null-Position erreicht ist. Nachdem Du die Nozzle bei Dir auf die richtige Position eingestellt hast, dürfte die Mutter nun bei Dir etwas über dem Schalter schweben. Nun drehst Du die Schraube vorsichtig und langsam so lange rein, bis Du hören kannst, dass der Schalter auslöst.
Wenn Du damit fertig bist, machst Du das gleiche auf der rechten Seite. Zur Kontrolle kannst Du dann die Z-Achse über das Display wieder etwas hochfahren und dann in 0.1’er Schritte runterfahren. Die Schrauben justierst Du so lange in winzigen Drehbewegungen nach, bis sie praktisch gleichzeitig auslösen – und das zu einem Zeitpunkt, wenn die Nozzle direkt auf dem Kassenzettel aufsitzt. Danach sollte Dein Drucker die Nozzle beim Homing wieder ordentlich in Position bringen, ohne sich in das Druckbett zu vergraben. 😉
Fazit
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass mir das Druckbett-Set extrem gut gefällt soweit. Die Auswahl im Shop von princore ist sehr groß und vielfältig, die Filtermöglichkeiten haben mir dabei geholfen, eine schnelle Entscheidung zu treffen und die Qualität der Teile ist – soweit ich es beurteilen kann – überragend gut. Das Paket wurde innerhalb von zwei Tagen geliefert und auch die Montage ist fantastisch. Einzig dass die “gerätespezifischen Stecker” an den Kabeln der Heizmatte fehlten und die Kabel insgesamt viel zu lang sind, könnte man als Minuspunkt verstehen.
Zumindest bei den stromführenden Kabeln kann ich das verstehen, da princore natürlich nicht wissen kann, ob die Kabel in dem Ziel-Drucker auf dem Trigorilla-Board angeschlossen werden, oder ob der Besitzer externe MOSFETs zu diesem Zweck verbaut hat. Letztere verfügen nämlich über genügend große Schraubklemmen, in die gecrimpte Aderendhülsen perfekt passen. Die billigen Schraubklemmen aber auf dem Trigorilla-Board sind in dieser Hinsicht etwas… widerspenstig. Warum indes am Dupontstecker gespart wurde, weiß ich nicht. Allerdings ziehe ich deshalb keine Punkte in meiner Sternewertung ab und gebe diesem Set und meiner bisherigen Erfahrung damit somit volle fünf Punkte!
NACHTRAG
Inzwischen haben sich die freundlichen Mitarbeiter von princore bei mir gemeldet bzgl. meines Feedbacks zu u.a. dem fehlenden Stecker. Die Erklärung ist einleuchtend: Der Hinweis auf die gerätespezifischen Stecker für die Kabel der Silikonheizmatte bezieht sich darauf, dass die Matte ein Original-Zubehörteil für den Artillery Sidewinder X2 ist – und dafür entsprechende Stecker mitbringt. Für alle anderen Drucker wird die Matte ohne Stecker mitgeliefert, da “nicht jeder seinen Drucker gleich ausbaut”. Aus meiner Sicht nachvollziehbar, aber nicht (so) aus dem Text ersichtlich. Für mich war das kein Problem – im Gegenteil: Ich kann jetzt Dupont-Stecker crimpen! – aber vielleicht passt princore den Text für zukünftige Käufer noch mal an. 🙂
Übrigens: Ich hatte noch keinen Shop-Account und während ich meinen Warenkorb konfiguriert habe, habe ich zeitgleich den Newsletter abonniert und dafür einen 10% Gutschein bekommen, der sich sogar direkt auf die aktuelle Bestellung anwenden ließ. Damit sank der Preis für das komplette Set auf unter 100 Euro, worüber ich mich sehr gefreut habe. 🙂