Als ich vor einiger Zeit auf der immer wieder aufregenden Suche nach interessanten Rezepten im Internet über einen Blog stolperte, dessen Leitartikel mit dem schlichten Titel “Silchschnitte (vegane Milchschnitte)” Hoffnung auf ein leckeres Dessert versprach, wusste ich noch nicht, dass erst Monate später ein Zitat in der vierten Staffel von Big Bang Theory mich dazu veranlassen würde, endlich darüber zu schreiben:
“A moment on your lips, forever on your hips.”
Das Rezept, das hier nachgelesen werden kann, besteht aus einem biskuit-ähnlichen Teig sowie einer cremigen Füllung. Während ersteres seine intensive dunkle Farbe aus dem Kakaopulver bezieht und die tolle Fluffigkeit aus der richtigen Mischung aus Mehl, Zucker und Öl, strotzt letzteres nur so vor Fett. Das mag in der Zeit von Low-Fat, No-Fat und Zero Calories jetzt erst einmal befremdlich klingen, aber wir sprechen immerhin über eine Süßspeise, oder?
No-Muh
Da die Silchschnitte den Anspruch an sich stellt, ohne tierische Zutaten auszukommen, braucht es Alternativen, um eine cremige, an Milchschnitte erinnernde Füllung herzustellen. Natürlich bildet Sojamilch hier das Kernelement! Den Knackpunkt stellen dabei der Zitronensaft und das Sahnesteif dar. Ersteres lässt die Sojamilch gerinnen (im übrigen ein Prozess, der in ähnlicher Weise auch bei der Herstellung von Tofu eingesetzt wird), letzteres sorgt für eine gewisse… nun ja, Steifigkeit?
Tipp: Aufgrund der großen Auswahl verschiedener Sojamilch-Hersteller und -Sorten sei hiermit empfohlen, eine ungesüßte Variante zu wählen (z.B. von Alpro). Ansonsten läuft man Gefahr, bereits vom Anschauen Diabetes zu bekommen…
An dieser Stelle muss übrigens ein wenig Abstand von der Vorstellung genommen werden, mit diesem Rezept tatsächlich zum Schluss eine vegane Milchschnitte in der Hand halten zu können. Weder geschmacklich noch von der vom Originalprodukt beworbenen Leichtigkeit, ist das Ergebnis vergleichbar. Das Problem haben aber die meisten veganen Alternativen.
Das klingt jetzt negativer, als es in Wirklichkeit ist. Denn dafür enthält dieses Rezept keine chemischen Keulen, um die Konsistenz und Haltbarkeit sicherzustellen. Muss es auch nicht; die Silchschnitten sind mindestens genauso schnell aufgefuttert, wie es dauert, sie herzustellen. Denn sie schmecken enorm lecker!
Im übrigen zeigt sich hier, wie stark das Branding einer Marke uns Konsumenten konditioniert. Alle Freunde und Kollegen, die meinen ersten Versuch probieren durften, haben gleich reagiert: “Ah… selbstgemachte Milchschnitten!”. Die meisten von ihnen waren sogar überzeugt davon, sie würden sehr ähnlich schmecken…
Ein folgenschwerer Irrtum
Dabei scheine ich im Nachhinein betrachtet einen ziemlichen Fehler begangen zu haben. Laut Rezept benötigt man u.a. Kokosfett. Auf die Idee, das Zeug in meinem Supermarkt des Vertrauens bei den anderen Fetten, die z.B. zum Frittieren verwendet werden, zu suchen, bin ich leider nicht gekommen. Hätte ich das getan, wäre ich vermutlich bei dem eher geschmacksneutralen Produkt “Palmin” gelandet. Stattdessen hielt ich zum Schluss ein Glas mit Kokosöl von Lien Ying in der Hand, das nicht nur doppelt so teuer ist, sondern auch doppelt so intensiv nach Kokosnuss schmeckt (die Konsistenz ist aber fast die gleiche…). Aer1th z.B. konnte mit dem karibischen Flavour eher wenig anfangen.
In Summe hätten mir bei diesem Rezept daher ein paar Hinweise gefallen, die das Gelingen besser garantieren würden. Was genau mit Kokosfett gemeint ist, macht z.B. einen großen Unterschied aus.
Außerdem halte ich es für sinnvoller, den Biskuitboden zunächst zu teilen, eine Hälfte direkt mit der Cremefüllung zu bestreichen, die zweite Hälfte des Bodens darüber zu legen und dann erst die Rechtecke mit einem scharfen Messer herauszuschneiden. Dabei sollten die Seiten des Bodens, die zuvor auf dem Backblech lagen, entsprechend nun die Außenseiten der Silchschnitten darstellen (zu kompliziert… probieren wir es mal visuell).
Die Unterseite des Bisqkuitbodens hat keine glatte und feste Oberfläche, sondern eine eher “poröse” und luftige Struktur. Sprich: Wenn sie außen sind, lässt sich viel besser abbeißen und die Cremefüllung tritt dabei nicht so sehr die Flucht in alle vier Himmelsrichtungen an.
Fazit
Die Silchschnitten stellen in mehrerlei Hinsicht eine Alternative zu anderen bekannten Zuckerbomben dar und wer (natürlich nur aus Versehen) zu viel von der Cremefüllung gemacht hat, der kann sie auch für andere Projekte gegen den Magerwahn einsetzen (habe ich zumindest’ in den Kommentaren des o.g. Blogartikels gelesen…).
Auf jeden Fall kommen die Silchschnitten sehr gut an, schmecken wirklich lecker und sind in Summe nicht allzu schwer zuzubereiten. Dennoch gibt es Abzüge in der B-Note. Sprich: Die Dauer der Zubereitung und die etwas widerstrebende Konsistenz der Cremefüllung auf der einen Seite sowie fehlende Hinweise hinsichtlich der Zubereitung auf der anderen führen schlussletztlich zu sehr guten 3,5 Tofutieren.